Immunregulation: stimulieren oder modulieren?

Unser Leben hängt von einem intakten Immunsystem ab, welches äußere und innere Angriffe auf dem hochkomplexen Zellenstatt unseres Organismus abwehrt, und dies, ohne ständig mit Fieber, Gliederschmerzen oder anderen Unannehmlichkeiten Alarm zu schlagen. Wie das Betriebssystem eines Computers bildet das Immunsystem eine wesentliche Basis unseres Alltags.

Dabei ist eine gute Immunregulation (lat. regulatio = Ausgleich) zwischen Abwehraktivität und -minderung wichtig. Denn bei anhaltender Immunstimulation (lat. stimulatio = Reizung, Anreiz) können Entzündungen chronisch werden. mehren sich Allergien und wird überdurchschnittlich viel Energie verbraucht. Dahingegen führt die überdurchschnittliche Immundepression (lat. depressio  = Unterdrückung) zu Abwehrschwäche, erhöhtem Infektion und Krebsrisiko. So wie in der Musik braucht auch unsere Körperabwehr einen Takt als Vorgabe. Steuernde Instrumente und Faktoren helfen dem Immunsystem, seine Arbeitsweise den Notwendigkeiten anzupassen. So findet es die richtige Dosis im Umgang mit unserer „Außen- und Innenwelt“. Diese Vorgänge werden Immunmodulation (lat. modulatio = Takt) genannt.

Immundiagnostik

Anhand von Blutuntersuchungen werden Aussagen zur Immunabwehr und zu deren Zustand getroffen. Dabei sollte immer neben quantitativen Analysen auch das funktionelle bzw. qualitative Beurteilen im Blickfeld sein.

Die meisten Laboruntersuchungen werden zeitverzögert analysiert, und sie unterliegen den vielfältigen Störfaktoren von Transport und externer Verarbeitung. Eine zehn- bis 20-prozentige Fehlerquote der Messwerte ist die Folge. Experten schätzen daher eine qualitativ hochwertige Frischblutanalyse mit dem Dunkelfeldmikroskop als besonders aussagekräftig ein. Alle Blutbestandteile (Zellen und Plasma) werden hier direkt nach der Blutentnahme betrachtet und die Befunde sogleich erläutert. Hierdurch kann zwischen dem Patienten und seinem „Lebenssaft“ eine persönliche Beziehung hergestellt werden. Meiner Erfahrung nach wirkt sich das oft motivierend auf den Patienten aus und unterstützt so den Behandlungsfortschritt.

Wichtige qualitative und quantitative immundiagnostische Verfahren

Laborwerte bilden nur einen Teil einer Ganzheitlichen, auf das Immunsystem ausgerichteten Diagnostik. Es ist unerlässlich, alle Ebenen des Menschseins (Körper, Seele und Geist) zu beleuchten und zu prüfen, ob es dort Einflussfaktoren auf die Abwehr gibt. Die im Rahmen dieser Ganzheitsuntersuchung gefundenen Auffälligkeiten, Störungen bzw. krankmachenden Faktoren stellen dann den Ausgangspunkt für einen individuelle Behandlung dar.

Beispiele von Abwehr-hemmenden Einflüssen in den drei Ebenen des Organismus.

Immunstimulation

Um stimulierend wirken zu können, müssen Reize gesetzt werden. Diese erfolgen oft, ganz im wörtlichen Sinne, mittels Spritzen, Infusionen und Apparateanwendungen. In der Krebstherapie hat als physikalischen Verfahren der Immunaktivierung besonders die Hyperthermie (lokoregional, transurethral und ganzkörperlich) an Bedeutung gewonnen. Hierbei wird in höheren Temperaturbereichen die direkte Zerstörung von Tumorgewerbe angestrebt. Ebenfalls reizend wirkt sich das Spritzen von Mistelextrakt aus. Die leichte Schmerzreaktion, die Juckreiz, die örtliche Rötung und ein leichter Temperaturanstieg sind keine störenden Nebenwirkungen, sondern zeigen den durchaus gewünschten Effekt: Im Gewebe strömen vorübergehend Entzündungszellen (Leukozyten, Lymphozyten, Monozyten) in das Injektionsgebiet ein. Und es werden chemische Faktoren (Zytokine, Leukokine, Histamin) ausgeschüttet, welche die Abwehr anregen.

Beispiele praxisbewährter Verfahren der Immunmodulation.

Als spezifische Immuntherapie dienen die dendritische Zelttherapie und die ASI ( Aktiv-Spezifische Immuntherapie): Dem Patienten werden Tumorzellen entnommen, inaktiviert und dem Körper als Impfstoff verabreicht. Auch das in der Schulmedizin eingesetzte gamma-Interferon gehört zu den pharmakologischen Immunstimulanzien (bei Melanom und Multipler Sklerose). Für die Behandlung einer ausgeprägten Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie), wie sie oft während der Chemotherapie vorkommt, wird zunehmend G-CSF (Ganulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor) als Wachstumsreiz eingesetzt.

Allen stimulierenden Verfahren ist gemeinsam, dass ihre Wirkung und Nebenwirkung sehr wesentlich von der Antwortfähigkeit des jeweiligen Organismus abhängt. Für eine Stimulierbarkeit ist es also unabdingbar, dass der Körper ausreichend Kraft zur Reizantwort hat. Dann werden entsprechende Stoffwechselfunktionen, biochemische Regelkreise und immunologische Antwortreaktionen im Gang gesetzt und ermöglichen eine Verbesserung der Gesamtsituation.

Viele Krebspatienten sind allerdings sowohl körperlich als auch psychisch-emotional geschwächt und können nur eine wohldosierte Immunstimulation tolerieren. Zudem kommt es im Rahmen solcher Verfahren zur Freisetzung von Zellfragmenten und Giftstoffen im Körper. Daher muss mit geeigneten Maßnahmen der Ausleitung und Entgiftung sichergestellt werden, dass der Patient die ausscheidungspflichtigen Subtanten auch tatsächlich ausscheidet.

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